Als das Caritas-Projekt „Dialog St. Georgen“ im letzten Frühling erstmals das Abenteuer Nachbarschaftsgarten wagte, schien es wie so oft mehr Gründe zu geben, etwas nicht zu tun: Vandalenakte und Diebstahl, die Gretchenfrage von Unkraut und Bewässerung, Verteilungskämpfe bei der Ernte, …
Groß war die Begeisterung aber dann am Abend der Eröffnung, als sich eine Wiese mit Schaufeln und vieler Hände Arbeit in ein ansehnliches und schon bepflanztes Gemüsebeet verwandelt hatte.
Bei den folgenden Treffen wurde getüftelt und diskutiert: Wachsen Tomaten in die Höhe oder breiten sie sich über den Garten aus? Brauchen sie Schutz vor Regen oder nicht? Beim allmonatlichen Frauentreff wurde der Garten genutzt und inspiziert und beim Spielefest zu Ferienbeginn tobten sich nicht nur die Kinder aus. Der Pfarrgarten lebt.
Wir haben es gewagt, öffentlich zugänglich zu sein – ohne Zaun, mitten im Ort. Kein Problem, im Gegenteil: sogar unerwartete Gäste sind auf Zeit Teil der Pfarre geworden. Und beim sonntäglichen Kirchgang ist für viele ein Abstecher in den nahen Garten fast immer dabei. Das Projekt weckt Neugierde – bei allen.
Gängige Rollenbilder stellen sich sofort selbst in Frage. Verwundert bemerkt man, dass immer die Männer zum Gießen kommen. Wenn AsylwerberInnen im öffentlichen Raum auffallen, dann oft dadurch, dass sie nichts tun (können). Im Nachbarschaftsgarten sieht man AsylwerberInnen, wenn sie in einem Raum mit Geschichte für den Ort – fast jede/n St. GeorgenerIn verbindet eine persönliche Erinnerung mit dem Pfarrgarten – mit der und für die Gemeinschaft produktiv werden.
Zu Beginn des Abenteuers wusste man noch nicht so recht, wie es drei Monate später aussehen wird. Aber genau das hat uns den Raum geben, erst einmal zuzuhören: „Bei uns zu Hause war das tägliche Arbeit, aber wir konnten Gemüse auch nicht im Supermarkt kaufen. Warum arbeitet man hier in der Erde?“ Bio-Lifestyle trifft auf Existenzsichernde Landwirtschaft. Vorstellungen von Luxus, Arbeit und Gesundheit werden neu diskutiert. Gegensätzliche Lebenswelten, die sonst ohne Berührungspunkte nebeneinander existieren würden, lernen von- und übereinander. Wie gut die Arbeit in der Natur der Seele tut, haben dann aber alle gleichermaßen gespürt.
Es geht nicht darum, das schönste Gemüse und den besten Garten zu haben. Viel schöner ist das Gemeinschaftsgefühl, das entsteht, wenn mit jeder Pflanze eine Geschichte verbunden ist, wie und über wen sie den Weg in den Gemeinschaftsgarten gefunden hat.
Jetzt ist es wieder soweit. Die GärtnerInnen freuen sich schon auf die neue Gartensaison 2014, die am 27. März ab 15:00 Uhr eröffnet wird! Mitmachen, mitbringen, mitgestalten! JedeR ist herzlich willkommen!