Über den Schüler und Lehrer des PTS Seewalchen schwebt seit 28.Juni 2012 das Damoklesschwert der Schließung. Sie lernen und unterrichten mit dem Bewusstsein, dass ihre Schule nach dem Willen der Gemeindeverantwortlichen ein offizielles Ablaufdatum hat – basierend auf einem Gemeinderatsbeschluss mit Beginn des Schuljahres 2014 /15.
Gegen diesen Beschluss gab es allerdings von Beginn an heftigen Widerstand — nicht nur von Eltern, Schüler, Lehrer und den Grünen sondern zuletzt auch vom Bezirksschulrat Vöcklabruck. Denn Ausweichstandort wäre neben Vöcklamarkt und Mondsee vor allem die PTS Vöcklabruck gewesen. Deren schwere bauliche Mängel, der desolate Zustand und die vorherrschende Raumnot sind aber offenkundig und bekannt.
Für die Auflassung einer öffentlichen Pflichtschule ist allerdings ein Gemeinderatsbeschluss nicht ausreichend. Dieser braucht auch die Zustimmung der Schulbehörde und der Landesregierung. Da keines dieser beiden Gremien bis Februar 2014 mit der Beratung über diesen Antrag offiziell befasst wurde, sind die Grünen davon ausgegangen, dass die massiven Bedenken zu einem Einlenken der Entscheidungsträger geführt haben. Die Erleichterung war jedoch verfrüht. Denn am 27. März 2014 wurde der Antrag auf Schließung schließlich doch dem Kollegium des Landesschulrates zur Stellungnahme vorgelegt.
Gemeinde wollte PTS Seewalchen bereits im Juli schließen!
Der offizielle Antrag auf Schließung der PTS Seewalchen war bei der Schulbehörde zu einem Zeitpunkt eingegangen, zu dem die Aufnahme für das kommende Schuljahr bereits erfolgt war. Darüber hinaus waren die Anmeldefristen für andere weiterführende Schulen bereits abgelaufen. „Eine Zustimmung zur Schließung hätte damit bedeutet, dass die Schüler unfreiwillig an andere PTS Standorte zugewiesen worden wären. Eine den Schüler, Lehrer und Eltern gegenüber geringschätzende Vorgehensweise, der wir Grüne in der Landesregierung keinesfalls zugestimmt hätten,“ betont der Grüne Klubobmann und regionale Grüne Abgeordnete für das Hausruckviertel, LAbg. Gottfried Hirz.
Außerdem wurde von der Gemeinde Seewalchen als Begründung angeführt, dass die Schließung notwendig sei, um mehr Platzangebot für die Volksschule zu schaffen. Wie sich aber herausstellte, war diese Frage längst gelöst, das Raumangebot für die VS ausreichend.
Kollegium des Landesschulrates lenkt ein
Der Protest gegen die Schließung der PTS Seewalchen hat sich aber schließlich in letzter Minute gelohnt. Da die Auflassung der Schule mit zu vielen offenen Fragen und schweren Bedenken verbunden ist, hat das Kollegium des OÖ Landesschulrats in seiner jüngsten Sitzung eingelenkt und den Antrag der Gemeinde von der Tagesordnung abgesetzt. Das bedeutet, dass die Schulbehörde vorerst keine positive Stellungnahme zum Schließungsantrag abgegeben hat und der Antrag somit auch nicht der Landesregierung vorgelegt wird. Damit ist die Schließung zumindest für das kommende Schuljahr abgewendet.
Hirz: „Die Erleichterung bei Lehrer und Schüler ist natürlich groß. Für sie war die geplante Schließung auch deshalb immer unverständlich, weil Schulklima und pädagogische Rahmenbedingungen ausgezeichnet sind und die Schule daher sehr beliebt ist. Das zu ignorieren, ist ein schwerer Fehler“.
Jetzt handeln: PTS Vöcklabruck als Ausweichstandort derzeit undenkbar — ohne Neubau droht auch Schließung des PTS Vöcklabruck. Der Aufschub der Schließung ist zwar erfreulich, doch jetzt muss rasch gehandelt werden. Andernfalls steht man auch in einem Jahr vor der gleichen prekären Situation. „Die Lösung liegt auf der Hand. Es muss jetzt ganz konkret und rasch der Neubau der PTS Vöcklabruck angegangen werden und die Umsetzung endlich konkrete Formen annehmen“, fordert Hirz nun Bewegung in der Causa.
Denn aus derzeitiger Sicht ist eine Umverteilung der SchülerInnen der PTS Seewalchen an die PTS Vöcklabruck nach wie vor undenkbar. „Die PTS Vöcklabruck ist in einem unhaltbaren Zustand. Die bauliche Mängelliste ist lang, die derzeitige Ausstattung erschwert ein qualifiziertes Arbeiten in den Fachbereichen. Schon jetzt gibt es einen immensen Platzmangel, neue Schüler aus Seewalchen aufzunehmen, ist aus derzeitiger Sicht ausgeschlossen und wäre auch unverantwortlich“, betont Hirz, der nochmals darauf hinweist, dass der Bezirksschulrat Vöcklabruck sich aus diesen Gründen gegen eine Schließung der PTS Seewalchen zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen hat.
Es steht für Hirz außer Frage, dass ohne rasche Neubaumaßnahmen auch die PTS Vöcklabruck auf Grund der mangelhaften Standards mittelfristig von einer Schließung bedroht ist. Gefordert ist jetzt die Stadtgemeinde Vöcklabruck als Schulerhalter, eine Förderzusage durch das Land OÖ wurde bereits in Aussicht gestellt.
„Dem Stadtamt ist aber scheinbar die dramatische Situation der Schule immer noch nicht ausreichend bewusst, denn wie sonst ist zu erklären, dass seitens des Stadtamtes in einer Stellungnahme noch im August 2013 behauptet wurde, die Schule hätte Kapazitäten für zusätzlich 35 SchülerInnen“, kritisiert Hirz.
Für Hirz liegt das zeitliche Dilemma klar auf der Hand: „Der Beschluss zu einem Schulneubau wurde vom Vöcklabrucker Gemeinderat zwar getroffen, die Planungen stehen aber erst in der absoluten Anfangsphase. Ich werde mich für eine Einigung und Zustimmung einsetzen, aber die Fertigstellung der neuen PTS Vöcklabruck wird wohl erst nach dem Schuljahr 2014/15 abgeschlossen sein.“
LehrerInnen-Team der PTS Seewalchen über Vorgehensweise der Gemeinde empört
„Dass das Damoklesschwert der Schließung bereits über unserer Schule schwebt, war uns bewusst. Dass die definitive Beschlussfassung der der Schließung aber zu einem Zeitpunkt erfolgen sollte, an dem wir für das kommende Schuljahr die Anmeldungen bereits abgeschlossen haben, ist unfassbar!“, kritisiert Alexander Brix, Obmann der Grünen PädagogInnen und Lehrer an der PTS Seewalchen.
„Von Seiten der Gemeinde hat es bis heute niemand der Mühe wert gefunden, mit den LehrerInnen und Lehrern der PTS Seewalchen über die Zukunft ihrer Schule zu sprechen. Diese Vorgangsweise ist Eltern, Schüler und Lehrer gegenüber unzumutbar“, betont Brix.
Fakt ist, dass der Antrag auf Schließung am 27. März in die Sitzung des Oö. Landesschulrates eingebracht wurde — zu einem Zeitpunkt, an dem die Anmeldefrist für andere Schulen bereits abgelaufen war. Wäre der Schließung von der Schulbehörde zugestimmt worden, hätten die SchülerInnen keine Wahlmöglichkeit mehr gehabt, sondern wären einfach umliegenden PTS Standorten zugeteilt worden. Davon betroffen wären SchülerInnen gewesen, die sich für das kommende Schuljahr 2014/15 an der PTS Seewalchen angemeldet haben, und auch bereits eine Aufnahmezusage erhalten haben.
An der PTS Seewalchen wurden in den vergangenen 10 Jahren mehr als 600 junge Menschen kompetent und engagiert auf ihren zukünftigen Lehrberuf vorbereitet.
Zukünftige Lehrlinge, die eine fundierte Berufsvorbereitung an der PTS Seewalchen erfahren, sind nicht zuletzt auch für die Lehrbetriebe in der Region von enormer Bedeutung. Im aktuellen Schuljahr werden an der PTS Seewalchen 45 SchülerInnen in vier Fachbereichen ausgebildet, die SchülerInnen kommen hauptsächlich aus den NMS Seewalchen, Schörfling, Lenzing und St. Georgen, einzelne aber auch aus anderen umliegenden Gemeinden. „Die Schülerinnen und Schüler der PTS Seewalchen- und damit die zukünftigen Facharbeiterinnen und Facharbeiter für unsere Region haben sich bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Ausbildung verdient, diese finden sie an der PTS Seewalchen vor“; unterstreicht Brix die hohe pädagogische Qualität der Schule.
Brix.
„Ich bin natürlich sehr erleichtert, dass die OÖ Schulbehörde dem Schließungsantrag nicht zugestimmt und damit Verantwortung vor allem den bereits angemeldeten Schüler gegenüber bewiesen hat. Ich sehe mich hier einer Meinung mit allen Eltern, den Schüler und dem gesamten engagierten Lehrer-Team. Es ist eine starke Gemeinschaft, die voll hinter der PTS Seewalchen und ihrer wertvollen pädagogischen Arbeit steht“.
GRin Claudia Hauschildt-Buschberger
BEZIRKSSPRECHERIN DER GRÜNEN VÖCKLABRUCK
FRAKTIONSOBFRAU DER GRÜNEN SEEWALCHEN
Die Grünen Seewalchen haben den Gemeinderat Seewalchen mehrfach aufgefordert, die Auflassungsentscheidung zu überdenken und zu korrigieren. Alles andere wäre unverantwortlich gegenüber den LehrerInnen aber vor allem gegenüber den SchülerInnen der PTS Seewalchen. Die Aussetzung der Schließung wurde auch im Gemeinderat beantragt, fand dort aber keine Mehrheit. Die Grünen Seewalchen sehen sich durch das Einlenken der OÖ Schulbehörde nun bestätigt:
„Weder besteht akuter zusätzlicher Raumbedarf für die Volksschule, noch sind die Planungen für den Neubau der Volksschule endgültig fixiert. Es gibt also keinen zwingenden Grund, die PTS bereits im Juli zu schließen, und die bereits für das nächste Schuljahr angemeldeten SchülerInnen in eine ungewisse Zukunft zu schicken! Mir ist unbegreiflich, warum die Gemeinde auf ihrem Beschluss so unabänderlich verharrt, obwohl sich die Rahmenbedingungen massiv verändert haben. Damit meine ich insbesondere den nicht mehr notwendigen Raumbedarf für die VS, weil die Poly Leitung einen vollwertigen Klassenraum der VS zur Verfügungen stellen konnte“, betont die Bezirkssprecherin der Grünen Vöcklabruck und Fraktionsobfrau der Grünen Seewalchen, Claudia Hauschildt-Buschberger.
Hauschildt – Buschberger: „ Die Grünen Seewalchen stehen voll und ganz hinter dem Projekt Neubau Volksschule in Seewalchen, aber bis es soweit ist, verfügt die PTS über wesentlich mehr Angebot für Poly SchülerInnen am Standort Seewalchen als am Standort Vöcklabruck. Dabei spreche ich auch von Räumlichkeiten für den Fachunterricht des polytechnischen Lehrgangs mit seinen Zweigen.“
Es gilt jetzt einen qualitätsvollen und realistischen Ausweichort für den Schulstandort zu finden, und sollte daher ein Bestreben der gesamten Gemeindeverantwortlichen sein, dass bis dahin die SchülerInnen nicht im Ungewissen sind und sie weiterhin die Möglichkeit haben, die sehr gute Ausbildung in der PTS Seewalchen in Anspruch nehmen zu können!“