Letzten Samstag beflügelte die „Musikarbeiterkapelle“ aus Wien das Ebenseer Kinopublikum mit viel Ironie, Experimentierfreude, gepflegtem Dilettantismus und den vielfältigen Möglichkeiten, die einer kreativ-fröhlichen Blasmusikkapelle innewohnen, wobei anstatt konservativer Langeweile und Tradition Innovation und progressive Frische den Tanzboden erbeben ließen – durch Coverversionen aus den Bereichen Pop‑, Hip-Hop- und Techno.
Das 40 Mann starke Bläserensemble mit urbanem Charakter, das sich seit 2007 im Kampf gegen den Nimbus der Verstaubheit der Blaskapellenmusik befindet und neue Einsatzmöglichkeiten aus Welt der Popkultur auslotet, überzeugte eindrucksvoll mit breit gefächerten Musikstilen – neu interpretierte Hits der zeitgenössischen elektronischen Musik und Arrangements aus der Hip-Hop-Szene, mit Humor interpretiert, und die ihre Kraft und Vitalität aus der gelebten Spontanität und Unmittelbarkeit schöpften und dem Publikum eine dominantes und den Horizont geistig erweiterndes Musikerlebnis servierten — durch trashige Techno- und Popcovers mit prekärem Verve, berauschend, treibend, voll Schwung, Spritzigkeit, musikalischer Erdigkeit und brachialer Dynamik.
Technocovers von Kraftwerk und Daft Punk und Popsongs wie “Baby Hit Me One More Time” von Britney Spears und “I Like To Move It” von Reel 2 Real, abwechslungsreich durchgemischt und mit Hip-Hop-Kompositionen und –Arrangements ergänzt und abgerundet, erreichten umgehend die Ambition des Bläserensembles – eine Blasmusikkapellenmusik zum Tanzen und nicht zum Marschieren.
Die geballte Kraft des komprimierten Sounds bannte die Leute umgehend — magnetisiert, entflammt, um die Sinne geblasen und in Staunen versetzt vor allem über die mehr als genial anmutenden Techno-Arrangements durch das nach Fanmeinung „sympathischsten und schrägsten Blechhaufen der Stadt“, der wuchtig ungehemmte Lebensfreude und schnippischen Esprit verströmte und der mit Unterhaltungsmusik auf genialem künstlerischen Anspruchsniveau spielerisch ein markantes Statement der unbesiegbaren Lebenskraft mit Augenzwinkern in den Raum stellte.
Foto: Hannes Denzel mehr unter https://www.facebook.com/media/set/?set=a.10152413333097940.1073741864.151659022939&type=1
Text: Bernhard Feichtinger