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Österreichs ältestes zertifiziertes Passivhaus ein voller Gewinn

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Nach 15 Jah­ren Zeit eine Zwi­schen­bi­lanz zu zie­hen
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Ein Bei­trag von Bau­herrn Gün­ter Lang)

passivhaus1999 war der Groß­teil der Bevöl­ke­rung wie auch Fach­leu­te sehr skep­tisch gegen­über unse­rem Ansin­nen, ein Gebäu­de mit einem um 90 Pro­zent redu­zier­ten Heiz­ener­gie­ver­brauch zu errich­ten. Von „völ­lig unmög­lich“, über „ihr wer­det drin­nen frie­ren und eine schlech­te Luft haben“, bis „das könnt ihr euch ja gar nicht leis­ten“ gab es unzäh­li­ge „gut“ gemein­te Rat­schlä­ge. So wird es nun Zeit, nach 15 Jah­ren Zwi­schen­bi­lanz über die tat­säch­li­che Bewoh­ner­er­fah­rung im ältes­ten zer­ti­fi­zier­ten Pas­siv­haus Öster­reichs — der Pas­siv­haus­schei­be Salz­kam­mer­gut — zu zie­hen. Umso mehr als sich vie­le der Vor­ur­tei­le hart­nä­ckig bis heu­te halten.

Gleich vor­weg: Es war trotz der dama­li­gen Pio­nier­si­tua­ti­on und Her­aus­for­de­rung die geeig­ne­ten Bau­kom­po­nen­ten zu erhal­ten schluss­end­lich pro­blem­los mög­lich, wir muss­ten nur kon­se­quent das jeweils Bes­te umset­zen. Wir haben in 15 Jah­ren kein ein­zi­ges Mal gefro­ren, dafür aber immer – also bereits 131.000 Stun­den bes­te Luft­qua­li­tät genos­sen. Und es war eigent­lich der ein­zi­ge Stan­dard den wir uns leis­ten konn­ten, da das Pas­siv­haus uns um kei­nen Euro (damals noch Schil­ling) mehr gekos­tet hat als der dama­li­ge Min­dest­stan­dard nach Bau­ord­nung gekos­tet hät­te. Dafür erspar­ten wir uns aber Jahr für Jahr erheb­li­che Aus­ga­ben für Ener­gie, Ser­vice und Wartung.

Über die Mähr hoher Baukosten

Aus­rei­chend Zeit für eine detail­lier­te Pla­nungs­pha­se mach­te sich voll bezahlt. Wir nah­men uns gemein­sam mit Archi­tekt Her­mann Kauf­mann ein gan­zes Jahr Zeit, um jedes Detail zu opti­mie­ren ohne auf höchs­te Qua­li­tät zu ver­zich­ten. Wesent­lich zum Erfolg trug die exak­te bau­phy­si­ka­li­sche Bemes­sung des Gebäu­des mit dem welt­weit ein­heit­lich nach rein phy­si­ka­lisch wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen rech­nen­den Bau­phy­sik­pro­gramm Pas­siv­haus­Pro­jek­tie­rungs­Pa­ket vom Pas­siv­haus Insti­tut bei. Ergeb­nis war eine ther­misch extrem gut aus­ge­führ­te Gebäu­de­hül­le mit für dama­li­ge Ver­hält­nis­se drei­fach so dicken Dämm­stär­ken (Boden­plat­te 30 cm, Außen­wand 40 cm und Dach 53 cm) und vor allem wär­me­brü­cken­frei­er und luft­dich­ter Aus­füh­rung, Super­fens­ter und Kom­fort­lüf­tungs­an­la­ge, was natür­lich ent­spre­chen­de Mehr­kos­ten ver­ur­sach­te. Auf der ande­ren Sei­te konn­ten wir uns aber erst mit der Errei­chung der Pas­siv­haus-Kri­te­ri­en – Heiz­wär­me­be­darf klei­ner als 15 kWh/m²a und Heiz­last klei­ner als 10 W/m² — die Bau­kos­ten für eine ansons­ten auf­wen­di­ge Hei­zungs­an­la­ge, die bau­li­che Errich­tung von Heiz­raum und Brenn­stoff­la­ger sowie Not­ka­min erspa­ren. Die gesam­te „Haus­tech­nik­zen­tra­le“ ist bei uns in der Toi­let­te auf 1,5 m² platz­spa­rend unter­ge­bracht und besteht nur aus dem Kom­fort­lüf­tungs­ge­rät mit hoch­ef­fi­zi­en­ter Wär­me­rück­ge­win­nung samt 1,2 kW Mini­wär­me­pum­pe und 200 Liter Warm­was­ser­boi­ler.  In Sum­me hiel­ten sich so Mehr- und Min­der­bau­kos­ten die Waa­ge und wir konn­ten die Pas­siv­haus­schei­be zu den glei­chen Bau­kos­ten wie ein Gebäu­de nach Min­dest­stan­dard errich­ten. Die dama­li­gen Gesamt­bau­kos­ten von € 181.000,- inkl. MwSt. ent­spre­chen € 1.293,- pro Qua­drat­me­ter Nutz­flä­che, womit die­se auch im Jahr 1999 unter den übli­chen Bau­kos­ten für ein Eigen­heim lagen.

Wie sieht es mit Wartungs‑, Ser­vice- und Ener­gie­kos­ten aus?

Es wird ja von Skep­ti­kern immer wie­der unter­stellt, dass das Pas­siv­haus und spe­zi­ell die Lüf­tungs­an­la­ge viel höhe­re War­tungs- und Ser­vice­kos­ten ver­ur­sa­che. Tat­säch­lich kön­nen wir von mini­ma­len War­tungs- und Ser­vice­kos­ten durch den Low Tech Stan­dard in unse­rem Pas­siv­haus berich­ten und ein Ver­gleich spricht für sich. In 15 Jah­ren haben wir für 30 Fil­ter­wech­sel in Sum­me nur € 300,- an Mate­ri­al­kos­ten und 15 Stun­den Frei­zeit­be­schäf­ti­gung auf­wen­den brau­chen. Bei einem kon­ven­tio­nel­len Haus wären einer­seits 15 Pflicht­war­tun­gen durch den Rauch­fang­keh­rer mit in Sum­me ca. € 1.350,- und für den WC Lüf­ter Fil­ter­wech­sel wei­te­re € 50,- angefallen.

Nur 1 Ser­vice beim Kom­pakt­lüf­tungs­ge­rät inner­halb von 15 Jah­ren für € 250,- im Pas­siv­haus ste­hen 15 Pflicht­ser­vices einer Heiz­an­la­ge mit in Sum­me ca. € 2.500,- bei einem kon­ven­tio­nel­len Haus gegen­über. In Sum­me sind uns die War­tungs- und Ser­vice­kos­ten somit inner­halb von 15 Jah­ren anstatt auf € 3.900,- nur auf € 550,- im Pas­siv­haus gekommen.

In unse­rer Pas­siv­haus­schei­be mit 140 Qua­drat­me­ter Wohn­nutz­flä­che ver­brauch­ten wir 25.500 kWh Öko­strom für Hei­zen, Warm­was­ser, Lüf­tung und Hilfs­strom – in 15 Jah­ren! Die Strom­rech­nun­gen der letz­ten 15 Jah­re betru­gen in Sum­me € 5.300,- für Hei­zen, Warm­was­ser, Lüf­tung, Hilfs­strom und ent­spre­chen somit weni­ger als 1 Euro pro Tag. Zusätz­lich muss­ten wir noch € 330,- für 150 Liter Bio­al­ko­hol für ein Dekor­feu­er als Zusatz­wär­me­quel­le auf­wen­den, was gan­zen 10 Liter pro Jahr ent­spricht. Dem­ge­gen­über hät­ten sich im kon­ven­tio­nel­len Haus die Ener­gie­kos­ten in 15 Jah­ren für Hei­zen, Warm­was­ser und Hilfs­strom auf rund € 14.700,- belaufen.

In 15 Jah­ren haben wir uns bereits € 13.230,- an Wartungs‑, Ser­vice- und Ener­gie­kos­ten erspart.

131.000 Stun­den Wohlfühloase

Dank der Kom­fort­lüf­tungs­an­la­ge kön­nen wir uns in der Pas­siv­haus­schei­be durch­ge­hend bereits seit 131.000 Stun­den bes­ter Luft­qua­li­tät ohne Staub‑, Schad­stoff- oder Pol­len­be­las­tung erfreu­en. Beson­ders schät­zen wir den erhol­sa­men Schlaf ohne jeg­li­che Lärm­be­läs­ti­gung, da Stra­ßen­lärm nicht in das Haus gelangt. Staub­wi­schen redu­ziert sich erheb­lich, Com­pu­ter­ven­ti­la­to­ren kön­nen kaum noch durch Staub ver­schmut­zen. Wäh­rend die CO2 Kon­zen­tra­ti­on in geschlos­se­nen Räu­men übli­cher­wei­se täg­lich über den Grenz­wer­ten der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on von 1.500 ppm lie­gen, erfreu­en wir uns einer kon­stant gesun­den Luft­qua­li­tät mit rund 800 ppm CO2 Kon­zen­tra­ti­on. Auch alle ande­ren Schad­stoff­kon­zen­tra­tio­nen lie­gen bei uns weit unter allen Grenz­wer­ten.  Und die Innen­raum­tem­pe­ra­tu­ren sind unab­hän­gig von den Außen­tem­pe­ra­tu­ren sehr konstant.

20 – 22°C im Win­ter, wenn es drau­ßen kalt ist haben wir es drin­nen behag­lich warm 22 – 25°C im Som­mer, wenn es drau­ßen 37°C heiß ist haben wir es drin­nen behag­lich kühl

In den ver­gan­ge­nen 15 Jah­ren besich­tig­ten bereits 2.700 Besu­cher aus der gan­zen Welt die­ses in vie­ler Hin­sicht außer­ge­wöhn­li­che und mehr­fach aus­ge­zeich­ne­te Pilot­pro­jekt. Die nächs­te Gele­gen­heit gibt es dazu am 9. Novem­ber 2014 im Rah­men der 11. Inter­na­tio­na­len Tage des Pas­siv­hau­ses, bei denen sowohl der Bau­herr über sei­ne 15 Jah­re Erfah­rung berich­ten wird, als auch zuvor Öster­reichs ers­te Alt­bau­sa­nie­rung auf Pas­siv­haus-Stan­dard – das Ein­fa­mi­li­en­haus in Pet­ten­bach – besich­tigt wird.

passivhaus_einladung

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