Kürzlich besuchten die Grünen die Stadt Augsburg in Bayern. „Besonders auffallend bei unserer Zugreise waren die vielen Photovoltaikanlagen. Deutschland ist hier Vorreiter“, berichtet Umweltstadtrat Stefan Hindinger. In der 280.000 Einwohner-Stadt Augsburg informierten sich die Grünen über Stadtentwicklung, Sozialthemen und Mobilität. Ein Reisebericht mit Fotos ist unter http://voecklabruck.gruene.at zu sehen.
Moderne Stadtentwicklung
Textilviertel: Wo ehemals die stolze Augsburger Textilindustrie ihre Werke hatte, entstanden bzw. entstehen nun Wohnungen, Kultureinrichtungen, Arztpraxen, Gastronomie etc. Die Geschichte der Augsburger Textilindustrie steht für die Größe und den Glanz aber auch den Abstieg Augsburgs. Warum Textilwerke in Augsburg? Flachsanbau, Kanäle, mit deren Wasserkraft die Maschinen angetrieben wurden, und Arbeitskräfte waren ausschlaggebend für die Ansiedlung der Betriebe im 19. Jahrhundert. Mit der Globalisierung kam der Niedergang und damit leer stehende Hallen und brachliegende Flächen. Nur in kleinem Rahmen gibt es heute noch textile Fertigung. Ziel des Vereines „Bürgeraktion Textilviertel Augsburg“ ist ein lebenswertes Stadtviertel mit Erhaltung der historischen Gebäude. Es gibt von der Stadt Augsburg ein integratives Stadtentwicklungskonzept mit den Zielen: Stadt der kurzen Wege, Arbeiten, Wohnkultur, Leuchtturmprojekte, Wiederbelebung der Bäche, Pilotprojekte. Mit dem „Ellinor-Holland-Haus“ entsteht ein Sozialprojekt der Stiftung „Kartei der Not“ mit zeitlich befristeten Wohnungen für Alleinerziehende, Kindertageseinrichtung, „Tante Emma-Laden“ mit Cafe als Beschäftigungsprojekt. Die Stiftung gehört übrigens dem Allgäuer Zeitungsverlag. Mit dem Projekt will man neben der „Einzelfallhilfe“ auch operativ tätig sein.
Manomama: Textilerzeugung 2014 – ökologisch und sozial!
Dass man heute auch in Deutschland (Europa) noch Textilien erzeugen kann, zeigt Manomama vorbildlich vor. Sina Trinkwalder hat das Unternehmen 2010 gegründet, weil sie Arbeitsplätze für Benachteiligte schaffen wollte. Mittlerweile arbeiten 150 Personen dort: viele von ihnen waren lang arbeitslos oder sind beeinträchtigt. Gekauft wird Biobaumwolle, die in Deutschland weiterverarbeitet wird. Manomama verarbeitet dann täglich 3 bis 5 Kilometer lange Stoffbahnen zu Taschen („Vom Garn bis zur Naht in Deutschland hergestellt“) in Bioqualität. Inzwischen gibt es auch ein Angebot an Kleidung (Jeans, Pullis, Unterwäsche…).
Mitregierende Grüne: Radverkehr massiv steigern!
Sieben von 60 StadträtInnen stellen seit 2014 die Grünen und mit Rainer Erben den Referenten für Umwelt, Nachhaltigkeit und Integration. 30 Jahre gibt es die Grünen hier und heuer erzielten sie mit über 12 Prozent ihr historisch bestes Ergebnis. Regiert wird Augsburg aus einer Koalition von CSU, die den Oberbürgermeister stellt, und SPD. Mit den Grünen gibt es einen Kooperationsvertrag, der 31 Punkte umfasst – von Mobilität über Kultur, Bildung, Ökologie bis zum Haushalt. Wichtige Projekte aus Grüner Sicht sind „Fahrradstadt 2020“ – der Fahrradanteil soll von 15 auf 25 Prozent steigen, das Bahnhofsprojekt 2022, das einen immensen Mobilitätsschub bringen soll (Untertunnelung für die Tram, zusätzliche Straßenbahnlinie, zusätzliches Gleis für den Nahverkehr) und Integrationsprojekte. In den Kindergärten und Schulen gibt es einen Migrationsanteil von im Schnitt 60 Prozent.
„Wir konnten viele Eindrücke in den drei Tagen gewinnen: Von den ambitionierten Mobilitätszielen, über die Frauenpower der grünen Fraktion Augsburg bis hin zur vorbildlichen Stadtentwicklungsprojekten“, so Hindinger. „Und wir werden versuchen einiges davon auch in Vöcklabruck umzusetzen“, schließt der Umweltstadtrat. (Fotos: privat)