Für das kommenden Schuljahr 2016/17 haben Lehrkräfte der Handelsschule Bad Ischl ein neues Konzept entwickelt, das noch viel stärker als bisher auf die Bedürfnisse der Wirtschaft eingeht. Die dreijährige Schulform soll durch eine stärkere praxisorientierte Vernetzung der Wirtschaft mit den Schülern der Handelsschule eine WIN-WIN-Situation für beide Seiten herstellen.
Als Ausgangslage für dieses völlig neue Konzept dient einerseits die Sicht der Wirtschaftsbetriebe, die sich im Arbeitsalltag mit folgenden Problemen konfrontiert sehen:
- Lehrlingsmangel – auf eine Lehrstelle kommen zwei Lehrsuchende
- Lehrlinge verfügen z. T. über keine ausreichenden Grundkompetenzen in Rechnen, Lesen, Schreiben
- Fehlende allgemeine Umgangsformen
- Lehrlinge regional sehr unflexibel (speziell im Salzkammergut)
- Unwissenheit der Lehrlinge über das breite Spektrum an Lehrberufen
- Fehlentscheidungen bei Personaleinstellung können schwer revidiert werden
Andererseits zeigen sich in der Handelsschule folgende erschwerende Tatsachen:
- Fehlende Voraussetzungen für den Abschluss mit Matura
- Vielfach Perspektivenlosigkeit der Schülerinnen und Schüler (SuS) bzgl. Berufsweg
- Schwache Selbsteinschätzung zu Fähigkeiten und Talenten
- Überforderung aufgrund der Fülle und Möglichkeiten der aktuellen Berufswelt
- Eltern können wenig Unterstützung bei Berufsweg geben
Deshalb wurde das theoretische Grundkonzept der künftigen Handelsschulausbildung durch noch mehr Wirtschaftsbezug als bisher ausgebaut:
In der ersten Klasse steht die Berufsorientierung im Mittelpunkt:
- Welche Berufe gibt es?
- Was kennzeichnet die einzelnen Berufsfelder?
- Fachliche und soziale Voraussetzungen, um diesen Beruf ausüben zu können
Im Rahmen der Praxis runden Lehrausgänge, Referenten in der Schule und Eignungstests dieses Programm ab. Der Lehrplan unterstreicht besonders Grundkompetenzen in Rechnen, Lesen und Schreiben sowie die Fertigkeiten in der Kommunikation, die auch in Englisch abgewickelt wird. Schüler lernen zu telefonieren, sich selbst zu organisieren, ihre Zeit zu managen und sich selbst zu motivieren.
Die zweite Klasse ist durch Berufsorientierungstage in Unternehmen geprägt. Drei Tage im Wintersemester und sechs Tage im Sommersemester arbeiten Schüler in Betrieben mit.
Im Lehrplan stehen Bewerbungstraining, Grundbausteine nach Knigge, Verhaltensregeln im Berufsleben, professionelles Telefonieren, Verkaufsgespräche, Kundenberatung und Produktpräsentationen (auch in Englisch) im Mittelpunkt.
In Zusammenarbeit mit der WKO beteiligen sich die Schüler an einer Potentialanalyse oder an der Job-Rallye, um sie direkt in die Betriebe zu bringen. In der unterrichtsfreien Zeit absolvieren sie 150 Stunden an Pflichtpraxis.
Ab der dritten Klasse Handelsschule gehen die Schüler jeweils einen Unterrichtstag pro Woche in Unternehmen und arbeiten mit der WKO zusammen. Schon jetzt gibt es „Get the job“ als Tourismusworkshop mit jungen Praktikern. Das AMS bietet sowohl ein Bewerbungstraining mit externen Trainern als auch eine Karriereberatung in der Schule an.
Durch diese Maßnahme soll es den Schülern erleichtert werden, das passende Berufsfeld und eine konkrete Arbeitsstelle zu finden. Gleichzeitig soll den Unternehmen die Möglichkeit geboten werden, künftige Mitarbeiter/Lehrlinge kennen zu lernen, einzuarbeiten und den Lehrlingsmangel etwas aufzufangen.
Zusätzlich pflegt man als Schule eine engere Zusammenarbeit mit der regionalen und auch überregionalen (Stichwort: Lehrlingsausbildung in Konzernen) Wirtschaft und stellt für beide Seiten eine WIN-WIN-Situation her.
FAZIT: Jugendliche sind mit 14 Jahren mit der Fülle der Berufsmöglichkeiten nicht überfordert und erkennen ihre eigenen Stärken und Berufswünsche.
Durch zahlreiche Kontakte mit Unternehmen werden Berufswünsche klarer. Es besteht die Möglichkeit einer verkürzten Lehrzeit, dadurch wird die Situation auch ökonomischer für die Betriebe.
Die Schüler sind örtlich flexibler, entscheidungsstabil und verfügen über ein höheres Durchhaltevermögen.