VÖCKLABRUCK. Im Kampf gegen den Krebs hat die Medizin seit einiger Zeit eine neue und, wie es scheint, sehr wirksame Methode an der Hand – die Immuntherapie. Neben operativen Eingriffen, Strahlen- sowie Chemotherapie kommt diese vierte Säule immer häufiger zum Einsatz und kann bei bestimmten Krebsarten Lebensqualität und Überlebensraten erhöhen. Ein Allheilmittel ist aber auch die Immuntherapie (noch) nicht.
Mit Hochdruck arbeitet die Medizin derzeit weltweit am Themenkreis Immuntherapie
Auch der Nobelpreis ging im vergangenen Jahr an zwei Immunologen, die diese Therapieform weiterentwickelt haben. „Es ist für uns in der Onkologie natürlich ein enormer Fortschritt, wenn wir den Betroffenen noch einen Behandlungsweg anbieten können, der lebenswerte Lebenszeit verspricht“, betont OA Dr. Ferdinand Haslbauer, von der Onkologie am Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck, und ergänzt: „Für alle Tumorarten ist die neue Methode aber nicht geeignet und wird auch häufig nur ergänzend eingesetzt.“
Generell stützt sich die Immuntherapie auf die Fähigkeit des körpereigenen Immunsystems, Fremdkörper zu erkennen und unschädlich zu machen, wie der Tumor- Experte erklärt: „Unser Immunsystem hat grundsätzlich die Möglichkeit,
gegen Tumorgewebe vorzugehen und dieses am Wachstum zu hindern. Da sich der Krebs aber perfekt tarnen kann, erkennen die Abwehrzellen das wuchernde Tumorgewebe häufig nicht. Wird es doch identifiziert, können Krebszellen die Immunantwort ausbremsen. Die neuen Therapieansätze sind allesamt darauf ausgerichtet, das Immunsystem im Kampf gegen den Krebs optimal zu unterstützen.“
Immuntherapie als Unterstützung zu anderen Methoden
Andere Krebstherapien können von der Immuntherapie jedoch nicht ersetzt werden.
So kommt die OP zur Entfernung von Tumoren oder Metastasen natürlich weiterhin zum Einsatz, genauso wie Bestrahlung oder Chemotherapie. „Derzeit kann die Medizin die Immuntherapie noch nicht bei allen Krebsarten einsetzen.
Erste sehr gute Erfolge gibt es beim malignen Melanom („Schwarzer Hautkrebs“), Lungen- und Blasenkrebs“, sagt Haslbauer.
Auch wenn jede neue Errungenschaft im Bereich der Onkologie einen berechtigten Hoffnungsschimmer für die Betroffenen darstellt, warnt der Mediziner vor zu hohen Erwartungen: „Wunder können auch die neuen Therapieformen nicht vollbringen. Eine Krebserkrankung ist immer unberechenbar, darum ist es wichtig, jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten ganz individuell zu behandeln. Für manche kommt die Immuntherapie als eine von vielen Maßnahmen in Betracht, andere profitieren gar nicht davon und sprechen beispielsweise auf eine Chemotherapie besser an.
Der Mensch steht immer im Zentrum unserer Überlegungen. Eine Methode anzuwenden, nur weil es sie gibt, ist wenig sinnvoll, auch wenn wir die neuen Möglichkeiten natürlich sehr schätzen und zielgenau dort einsetzen, wo sie das Beste für die Betroffenen erreichen.“
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