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Gmunden wird zum “Vorbehaltsgebiet”

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Der Gmund­ner Gemein­de­rat hat in sei­ner letz­ten Sit­zung mit 21 Pro-Stim­men von Grü­nen, SPÖ, FPÖ und NEOS mehr­heit­lich einem Antrag der SPÖ-Frak­ti­on zuge­stimmt. Künf­tig soll die Stadt Gmun­den Vor­be­halts­ge­biet und damit der Trend zum Zweit­wohn­sitz ein­ge­bremst werden. 

ÖVP befürchtet Abwertung des Eigentums

Geht es nach der ÖVP, benach­tei­ligt der SPÖ Antrag Vor­be­halts­ge­biet vie­le Gmund­ner Haus- und Wohnungsbesitzer/Innen. Mit dem Beschluss eines Vor­be­halts­ge­bie­tes „auf Vor­rat” habe man den ca. 6.700 Gmund­ne­rin­nen und Gmund­nern, die eine Woh­nung oder ein Haus besit­zen und bewoh­nen einen Bären­dienst erwie­sen. Ihr Eigen­tum wer­de gegen­über den rund 600 Eigen­tü­mern einer Frei­zeit­woh­nung abge­wer­tet, da die­se wie­der an Zweit­woh­nungs­be­sit­zer ver­kau­fen dür­fen, die Gmund­ner aber nicht.

Wich­ti­ge und not­wen­di­ge Inves­ti­tio­nen wür­den schwie­rig bis unmög­lich und bedürf­ten wie­der einer eige­nen Wid­mung ver­bun­den mit der Unsi­cher­heit, ob man im Gemein­de­rat dafür eine Mehr­heit fin­de. Die ÖVP befürch­tet dadurch, dass die Häu­ser in der Innen­stadt wei­ter ver­fal­len bzw. von den Eigen­tü­mern nur das Not­wen­digs­te inves­tiert wird. Mit all den Fol­gen für die Gmund­ner Bevöl­ke­rung, die leer­ste­hen­de Woh­nun­gen und Geschäf­te, Ver­än­de­run­gen in der Bevöl­ke­rungs­struk­tur und eine abneh­men­de Auf­ent­halts­qua­li­tät mit sich ziehen.

Für die ÖVP stel­le die Abstim­mung eine rein popu­lis­ti­sche Maß­nah­me dar, ohne Wir­kung für das, was eigent­lich erreicht wer­den soll.

Dominik Gessert (SPÖ): “Erster Schritt in die richtige Richtung”

Wir haben in den letz­ten Jah­ren in Gmun­den vie­le Zweit­wohn­sit­ze geschaf­fen, jetzt reicht’s“, so Stadt­rat und SPÖ-Par­tei­ob­mann Domi­nik Ges­sert. Laut Ges­sert sei­en Zweit­wohn­sit­ze mit­ver­ant­wort­lich für die hohe Leer­stands­ra­te in Gmun­den. Zweit­wohn­sit­ze sehe er als zen­tra­le Preis­trei­ber, die die hohen Qua­drat­me­ter­prei­se in der Traun­see­stadt zumin­dest mit ver­ur­sa­chen. „Stu­die­ren­de, Allein­er­zie­hen­de, Pen­sio­nis­ten und auch ganz nor­ma­le Arbei­ter kön­nen sich ein Woh­nen in Gmun­den nur mehr schwer leis­ten. Das ist untrag­bar!“, so Gessert. 

Dass eine Vor­be­halts­ge­biet­re­ge­lung allein die nega­ti­ven Ent­wick­lun­gen in Gmun­den stop­pen kann, sei mit Sicher­heit zu viel ver­langt. Sie sei jedoch laut Ges­sert ein ers­ter Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. „Natür­lich haben wir noch sehr viel zu tun: Wir müs­sen mehr leist­ba­re Woh­nun­gen bau­en, brau­chen krea­ti­ve Ansät­ze für genera­tio­nen­über­grei­fen­de Wohn­for­men und müs­sen die kom­mu­na­le Infra­struk­tur wei­ter ver­bes­sern, um noch attrak­ti­ver für die Gmund­ne­rin­nen und Gmund­ner zu wer­den“, so Gessert.

Philipp Wiatschka (NEOS): “Klarere Regelungen und strengere Umsetzung der Vorschriften!”

Gmun­den ste­he neu­er­lich vor einem his­to­ri­schen Schritt. In den letz­ten Jahr­zehn­ten habe es immer wie­der – von bei­na­he allen Oppo­si­ti­ons-Frak­tio­nen – mehr­fach die Ver­su­che gege­ben, Gmun­den zu einem sog. Vor­be­halts­ge­biet zu machen. Es sei nicht die Auf­ga­be der Poli­tik Bau­trä­gern und Spe­ku­lan­ten bzw. Kon­sor­ti­en mit undurch­schau­ba­ren Fir­men­kon­struk­tio­nen zur Gewinn­ma­xi­mie­rung zu ver­hel­fen, son­dern ein­zig die Inter­es­sen der hier woh­nen­den Bürger:Innen zu ver­tre­ten, gibt NEOS Par­tei­ob­mann Phil­ipp Wiatsch­ka zu bedenken. 

Im Zen­trum selbst wür­den einem sofort die zahl­rei­chen Leer­stän­de ins Auge fal­len. Gmun­den ste­che mit bei­na­he 15% Leer­stand nega­tiv her­aus. Jedes sechs­te Geschäfts­lo­kal in Gmun­den sei zu haben, so Wiatsch­ka. Es brau­che zusätz­lich zum Vor­be­halts­ge­biet kla­re­re Rege­lun­gen und eine stren­ge­re Umset­zung der bestehen­den Vor­schrif­ten. Auch feh­le eine genaue Berech­nungs­me­tho­de für die Geschoß­flä­chen­zahl (GFZ) – spe­zi­ell bei Hang­la­gen – die bereits im Flä­chen­wid­mungs­plan ver­an­kert sei.

Sehen wir es als eine his­to­ri­sche Chan­ce für Gmun­den, las­sen wir uns zukünf­tig nicht von Inves­to­ren und Spe­ku­lan­ten dik­tie­ren und befeu­ern wir dadurch nicht noch wei­ter die Leer­stän­de”, so Wiatsch­ka abschließend.

Gesetzliche Regelung

Vor­be­halts­ge­bie­te sind im ober­ös­ter­rei­chi­schen Grund­ver­kehrs­ge­setz gere­gelt. Sie die­nen vor­ran­gig dem Schutz von Grund­stücks­re­ser­ven und der Bekämp­fung von Grund­stücks­spe­ku­la­ti­on, da sie Zweit­wohn­sit­ze nur in aus­ge­wie­se­nen Tei­len des Gemein­de­ge­biets ermög­li­chen. Allein in Ober­ös­ter­reich gibt es der­zeit 25 Vor­be­halts­ge­biets­ge­mein­den, dar­un­ter vie­le Salz­kam­mer­gut­ge­mein­den: Alt­müns­ter, Atter­see am Atter­see, Bad Goi­sern am Hall­stät­ter­see, Bad Ischl, Edl­bach, Gosau, Hall­statt, Inner­schwand, Klaus an der Pyhrn­bahn, Mond­see, Nuß­dorf am Atter­see, Ober­ho­fen am Irr­see, Ober­traun, Rosen­au am Hengst­pass, Roß­leit­hen, Schörf­ling am Atter­see, See­wal­chen am Atter­see, Stein­bach am Atter­see, St. Lorenz, Tief­gra­ben, Traun­kir­chen, Unter­ach am Atter­see, Vor­dersto­der, Weyregg am Atter­see und Zell am Moos.

 

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7 Kommentare

  1. Gmun­den, die schöns­te Vor­stadt von Eben­ses, Traun­kir­chen und Alt­müns­ter ist nun auch “vor­be­halt­lich” zu betrach­ten. Es wäre wirk­lich höf­lich nett, wenn man das als wahr­lich hoch anzu­se­hen dann betrach­ten tät.

  2. Die Poli­ti­ker des lin­ken Lagers, zu dem ich mitt­ler­wei­le auch die ÖVP zäh­le, haben den Ver­stand ver­lo­ren. Lei­der kann ich die tie­fe­ren Schub­la­den mei­nes Wort­schat­zes nicht öff­nen, da ich kei­ne Lust habe von sol­chen Volksverrät.…äh ver­tre­tern auch noch ver­klagt zu werden.

  3. Aha, “Vor­be­halts­ge­biet”. Damit habe ich wie­der ein unnö­ti­ges neu­es Wort gelernt. Ja bleibt unter euch, Gmund­ner, und wer­det glück­lich. (sar­casm). Brrr!

  4. Sehr gut, SPÖ und NEOS! Jun­ge zie­hen von Gmun­den weg, weil sie sich kein Heim schaf­fen kön­nen, die­se extre­men Miet­prei­sen, Wohnungskaufpreise.…..!
    Vie­le wei­chen nach Pins­dorf und Laakirchen…aus!
    Auch der Mit­tel­stand, ( den es bald nicht mehr gibt,) kann sich das nicht mehr leisten!

    Gab es in frü­he­ren Zei­ten nicht, wo die SPÖ noch an 2.Stelle war! Wird Zeit, dass der Arbeiter.…..wieder weiß, wenn er wäh­len muss!🙉🙉