salzi.at - Aktuelles aus dem Salzkammergut

Enthüllung des Mahnmals für die Gmundner Todesopfer des Nationalsozialismus

0

Lan­des­haupt­mann Tho­mas Stel­zer wird am Frei­tag, 31. 3., um 13 Uhr auf der Gmund­ner Espla­na­de das Mahn­mal für die Gmund­ner Todes­op­fer des Natio­nal­so­zia­lis­mus eröffnen. 

Den Anstoß zur Errich­tung die­ses Mahn­mals ver­dankt die Stadt­ge­mein­de zwei Gmund­ner Bür­gern: Gene­ral a. D. Huber­tus Traut­ten­berg, bekannt als Adju­dant von Bun­des­prä­si­dent Tho­mas Kle­stil und muti­ger Befür­wor­ter der “Wehr­machts­aus­stel­lung”, und Mag. Hol­ger Höl­ler­werth, His­to­ri­ker, AHS-Leh­rer i. R. und Autor meh­re­rer zeit­ge­schicht­li­cher Wer­ke über sei­ne Hei­mat­stadt. 2020 fiel im Gemein­de­rat der Beschluss, ein Denk­mal zu errich­ten und dafür einen  Künst­le­rIn­nen-Wett­be­werb auszuschreiben.

Siegerprojekt

Die Stadt hielt einen gela­de­nen Wett­be­werb ab, aus dem der Gmund­ner Archi­tekt und HTL-Leh­rer Dipl.-Ing. Kurt Ell­mau­er als Sie­ger her­vor­ging. Die Coro­na-Pan­de­mie ver­zö­ger­te die Umset­zung sei­nes Pro­jek­tes erheblich.

Ell­mau­ers Mahn­mal besteht aus ein Bron­ze­blech­band mit den 60 Namen der Getö­te­ten über glit­zern­den Traun­see­wel­len. Ein QR-Code führt Betrach­te­rIn­nen zu den auf der Web­site der Stadt hin­ter­leg­ten Bio­gra­fien und Fotos der Opfer. Deren Zahl und Lebens­ge­schich­ten hat Hol­ger Höll­werth genau recher­chiert. Das Denk­mal ist links und rechts um neu recher­chier­te Namen erweiterbar.

Urteilsbegründung der Jury vom Februar 2022

An Kurt Ell­mau­ers Arbeit über­zeugt ihre Klar­heit, Schlicht­heit und Unauf­dring­lich­keit. Im aktu­el­len inter­na­tio­na­len Kunst-Kon­text ist die­sen Qua­li­tä­ten gegen­über einer monu­men­ta­len, skulp­tu­ra­len Lösung, die auf Wucht oder gar die Abbil­dung geschun­de­ner Kör­per setzt, der Vor­zug zu geben.

Ell­mau­ers Mahn­mal für alle Gmund­ner Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus kor­re­spon­diert auf idea­le Wei­se mit der Umge­bung. Alle Auf­merk­sam­keit gehört den Namen der Ermor­de­ten, die über der Ufer-Brüs­tung in der Nach­mit­tags­son­ne auf­leuch­ten. Die­se Men­schen blei­ben für die Nach­welt prä­sent, und doch ver­flüch­ti­gen sich ihr Leben und Lei­den ange­sichts der oben abge­fräs­ten Buch­sta­ben im Glit­zern der Traunsee-Wellen.

Die­se ein­dring­li­che poe­ti­sche Wir­kung bedarf kei­ner lan­gen Erläu­te­rung. Sie ent­fal­tet sich für nahe­zu alle Ein­hei­mi­schen und Gäs­te, die die Espla­na­de, die attrak­tivs­te und am häu­figs­ten fre­quen­tier­te Mei­le Gmun­dens, ent­lang spazieren.”

Mitglieder der Jury

Mag.a Han­nah Les­sing (Gene­ral­se­kre­tä­rin des Natio­nal­fonds der Repu­blik Öster­reich, Wien)

Dr.in Eli­sa­beth Fied­ler (Chef­ku­ra­to­rin und Lei­te­rin des Insti­tu­tes für Kunst im öffent­li­chen Raum, Muse­um Ioan­ne­um, Graz)

Dr. Gre­gor Holz­in­ger (Lei­ter der For­schungs­stel­le des Maut­hau­sen Memorial)

Dr. Wolf­gang Qua­tem­ber (Lei­ter des Zeit­ge­schich­te­mu­se­ums Ebensee)

Dr. Andre­as Hecht (Vor­sit­zen­der des Kul­tur­aus­schus­ses der Stadt Gmunden)

Der Schoß ist fruchtbar noch…“

In Gmun­den herrsch­te lan­ge ein Ungleich­ge­wicht in der Gedenk­kul­tur. Dem gro­ßen Krie­ger­denk­mal am See­ufer, dem monu­men­ta­len Sta­lin­grad-Denk­mal auf dem Hoch­ko­gel, dem Denk­mal an der Außen­mau­er der Pfarr­kir­che und dem Kriegs­grä­ber-Are­al auf dem Stadt­fried­hof stand nur ein beschei­de­ner Gedenk­stein für ein paar weni­ge poli­ti­sche Opfer des NS-Regimes auf dem Stadt­fried­hof gegen­über. Der dor­ti­ge win­zi­ge jüdi­sche Fried­hof ist zwar gepflegt, aber abgesperrt.

Gmun­dens NS-His­to­rie ende­te nicht 1945. Hier exis­tier­te der “Gmund­ner Kreis” zum außer Lan­des Schleu­sen von NS-Kriegs­ver­bre­chern, hier wur­de 1991 Wal­ter Reder, der “Schläch­ter von Marzo­bot­to”, mit einem Neo­na­zi-Auf­marsch begra­ben, hier rekru­tier­te Gott­fried Küs­sel jene VAPO-Grup­pe, die 1992 einen Brand­bom­ben­an­schlag auf ein Flücht­lings­asyl im nahen Traun­kir­chen verübte.

Für ein NS-Opfer-Mahn­mal ist es auch 80 Jah­re “danach” nicht zu spät. Nach­dem fast alle Zeit­zeu­gen und Über­le­ben­den gestor­ben sind und Zeit­ge­schich­te zur Geschich­te wird, darf die­ses Mensch­heits­ver­bre­chen nicht ver­ges­sen wer­den. War­um? Auch 2023, im Jahr der Ent­hül­lung die­ses Mahn­mals, galt unver­än­dert Bert­hold Brechts Satz: „Der Schoß ist frucht­bar noch aus dem das kroch.“

Das Mahn­mal wur­de mit maß­geb­li­cher För­de­rung des Natio­nal­fonds der Repu­blik Öster­reich errichtet.

Teilen.

Comments are closed.