Erstmals fand die mittlerweile nicht mehr aus dem Jahreskreis Gmundens hinwegzudenkende traditionelle Bergmesse unter dem gewaltigen Heimkehrerkreuz auf dem 1691 Meter hohen Gipfel des Traunsteins im Jahre 1950 statt (siehe unser Archivbild). Heuer steht die 75. Traunsteinmesse am Sonntag, dem 1. September 2024, um 10.30 Uhr auf dem Programm. Zelebrant ist, in Anlehnung an das Kulturhauptstadtjahr, der Stadtpfarrer von Bad Ischl, Christian Öhler. Die musikalische Umrahmung kommt von der Bürgermusik Bad Ischl unter Kapellmeister Christian Binder.
Seine Wurzeln hat das mächtige Traunstein-Gipfelkreuz im Lager 403 im einst jugoslawischen, heute bosnischen Skopolje, wo der spätere Gmundner Bürgermeister Karl Piringer in Gefangenschaft war. Er wollte, zusammen mit seinem Freund und Kriegskameraden Lois Bergthaler, nach glücklicher Heimkehr aus der Gefangenschaft allen gefallenen, vermissten und verstorbenen Kriegskameraden beider großer Völkerschlachten auf dem Traunstein ein Denkmal zur Erinnerung an treue Kameradschaft errichten.
Eine bewegte und bewegende Geschichte
1947 kam es dann in Gmunden zur Gründung des „Traunsteinkreuz-Komitees“, dem neben Piringer und Bergthaler auch je ein Vertreter der damals im Gemeinderat vertretenen Parteien von ÖVP, SPÖ und KPÖ angehörten. Im Dezember 1947 schloss sich dem Komitee noch der aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Bergfotograf Hannes Loderbauer an. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten und nach der in dieser Zeit nicht einfachen Finanzierung war es im Jahre 1950 soweit, dass das Traunsteinkreuz zur Anfertigung bei den Traunsteinwerkstätten Josef Swoboda in Auftrag gegeben werden konnte.
Bereits am 12. Juni 1950 begannen die Mitarbeiter der Traunsteinwerkstätten Swoboda mit der Montage des zehn Meter hohen Kreuzes auf dem Gmundner Rathausplatz. Man wollte es all jenen zeigen und zugänglich machen, die zur später angesetzten Weihestunde nicht mehr auf den Berg steigen konnten – vor allem jenen, deren Kriegsverletzungen es nicht zuließen, Kriegermüttern, Kindern und Frauen der auf dem Feldern Europas Gebliebenen.
Die erste Feier vor dem Kreuz fand am Abend des 16. Juni 1950 statt. Es war eine sehr schlichte Heldengedenkfeier, bei der drei Heimkehrer aus Ost, West und Süd – während von der Stadtkapelle Gmunden das Lied vom guten Kameraden intoniert wurde und vom Turm der Stadtpfarrkirche die Kriegerglocke läutete – drei Kränze niederlegten. Abertausende Menschen pilgerten in diesen Tagen an den Traunseestrand, um kurz und innig vor dem Kreuz im Gedenken an Gefallene und Vermisste, aber auch um dankbar für die Heimkehr der Liebsten eine stille innere Einkehr zu halten. Der Rathausplatz in Gmunden und das imposante Aluminiumkreuz wurde in diesen drei Wochen wahrhaftig eine Pilgerstätte für jung und alt – nicht nur aus Oberösterreich, sondern aus allen Bundesländern Österreichs.
In den Händen des Gmundner Bankangestellten Hannes Loderbauer lag dann die Organisation des Kreuztransportes auf den Traunstein. Neben den 4000 Einzelteilen und der 50 Kilogramm schweren Bodenplatte mussten noch in Flaschen abgefülltes Wasser, Sand, Zement und Stahlseile auf den Berg getragen werden. Was von vielen bezweifelt und von manchem Bergsteiger sogar für unmöglich gehalten wurde, gelang: 520 Männer und 80 Frauen, darunter eine Abordnung der Gendarmerie von Gmunden und Ebensee, schleppten an einem einzigen Wochenende die Kreuzteile und das Baumaterial zum Traunsteingipfel. Am Samstag, dem 22. Juli 1950, wurde mit dem Auftragen begonnen, am Sonntag um 3 Uhr früh war das letzte Teil beim „Kaisertisch“ im Lainautal ausgegeben. Die dann noch eintreffenden 300 Männer und Frauen wurden mit einem Zettel informiert: „Kreuz ist oben – schleppt Wasser“.
750 Kilogramm Sand, 250 Kilogramm Zement und Unmengen von Wasser wurden in den folgenden Tagen und bei einem Spezialeinsatz am 14. und 15. August noch auf den Traunstein getragen. Die Fundamentierungsarbeiten besorgten Mitarbeiter des Gmundner Kalkwerkes unter der Aufsicht des heimischen Baumeisters Gerhart, die Montage des Aluminiumkreuzes wurde von Arbeitern der Traunsteinwerkstätten Swoboda vorgenommen.
Am 20. August 1950 sollte das Landestotenmahnmal auf dem 1691 Meter hohen Pyramidenkogel – der höchsten Erhebung des Traunsteins – seine kirchliche Weihe bekommen. Oberösterreich war an diesem Wochenende buchstäblich auf den Beinen und auch Landeshauptmann Heinrich Gleißner kam schon am Vortag des großen Festes an den Traunseestrand. Nach einer Einkehr im Seegasthof Hois‘n wanderte Gleißner zur Mairalm, wo er und seine Familie in der Jagdhütte – von Förster Prötsch und Gattin sowie von Jäger Schöfbänker bestens betreut – nächtigte.
Am Sonntag kurz nach Mitternacht setzte von allen vier Vierteln des Landes und darüber hinaus die Sternfahrt nach Gmunden ein. Viele begannen noch bei völliger Dunkelheit den Aufstieg, und wahre Menschenkolonnen waren auf den Gmundner Hausberg bergwärts unterwegs. Die Besteigung wurde für viele Teilnehmer an dieser „Wallfahrt“ zu einem wahren Buß- und Opfergang. Immer mehr und mehr Menschen versammelten sich unter dem gigantischen und bis zu diesem Zeitpunkt größten metallenen Gipfelkreuzes der Alpen. Schlag elf Uhr ertönte der Sammelruf des Hornisten, und rund um den mit Latschen und Blumen geschmückten Steinaltar versammelten sich 3000 Menschen zur kirchlichen Weihe des „Heimkehrerkreuzes“. Eine Menschenzahl, die der Berg bis zum heutigen Tage nie wieder gesehen und erlebt hat.
Es war ein berührender Anblick, als Gmundens Stadtpfarrer Dechant Franz Dorner mit einem schlichten Latschenzweig auf die wuchtigen Balken des zehn Meter hohen Kreuzes das Weihwasser sprengte, und Heimkehrerpriester Josef Renhardt im Anschluss daran eine kurze, aber packende Gedenkpredigt hielt. Es gab in diesen Minuten wohl niemanden am Berg, der dabei nicht Tränen in den Augen hatte.
Eigener Zubringerdienst mit Bussen
Das Parkplatzangebot in der Traunsteinstraße ist begrenzt. Die Stadtgemeinde Gmunden sowie Bürgermeister Stefan Krapf bitten daher um ein Parken in Gmunden und im Ortsteil Weyer. In Gmunden stehen die großen Parkplätze „Michlgründe“ und „Kapuzinerkloster“ sowie die Parkplätze im Ortsteil Weyer und bei der Grünbergseilbahn den Besuchern der Traunsteinmesse zur Verfügung. Ab 5 Uhr verkehrt vom Klosterplatz über die Parkplätze im Weyer im Halbstundentakt ein Zubringerbus zum Umkehrplatz und von dort weiter auf der Lainautal-Forststraße zur Mairalm. Bereits ab 13 Uhr können die ins Tal zurückgekehrten Traunsteinbesteiger in umgekehrter Richtung wieder von der Mairalm nach Gmunden zurückfahren.