Nachkommen einstiger deutscher Einwanderer gastierten mit einer tollen Folklorevorführung in der Hauptschule des Aurachtaldorfes. Seit mehreren Wochen befindet sich die „Grupos de Dancas Folcloricas Alemas“ aus der 300.000 Einwohnerstadt Estrella del Sol (Brasilien) auf einer selbstfinanzierten Europaturnier. Dabei machten über 50 Reiseteilnehmer auch mehrere Tage in Gmunden Station wo sie beim „Bauern im Schlag“ von Gernot Gföllner einquartiert waren.
Dieser war mit seiner Volkstanzgruppe schon einmal zu Gast in der Stadt im Süden Brasiliens in Grenznähe zu Argentinien und Uruguay. Die Mitglieder der in Estrella beheimateten Volkstanzgruppe sind die Nachkommen deutscher Einwanderer die von 1824 bis 1890 der wirtschaftlichen Not Europas entflohen und sich in Brasilien ein besseres Leben, Arbeit und Verdienst erhoffen.
Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg folgte eine weitere Einwanderungswelle aus Deutschland und Österreich. Die deutsche Sprache hat sich mittlerweile bei den Nachkommen bis auf einige „Reste“ verflüchtigt, es wird fast ausschließlich portugiesisch geredet und alle fühlen sich als Brasilianer. Obwohl die ausgesprochen hübschen blonden Mädchen bzw. Frauen unschwer ihre „germanische“ Abstammung nachweisen könnten. Marcos Bechert und Andreas Hamester sind die deutschsprachigen Reisebegleiter.
Die mehrwöchige Europatournee (die sie nach Wien, Prag und Deutschland führt) finanzieren die Mitglieder der Folkloregruppe selbst, lediglich die Einnahmen aus Tanzevents in den Gastorten vermindern deren Kosten. Die Hauptschule Neukirchen (an der Gernot Gföllner unterrichtet) kam dadurch zu einer tollen eineinhalbstündigen Tanzvorführung. Im Reisegepäck der Gruppe wurde ein ganzes Arsenal an Kleidern und Kostümen, passend zu den jeweiligen Tänzen, mitgeführt. Ins Auge stach die einnehmend ungezwungene Fröhlichkeit und das aufmunternde Lächeln der Akteurinnen bei ihrer Tanzperformance.
Diese reichte vom leidenschaftlichen Tango bis zum mit brasilianischer Leidenschaft getanzten Samba á la Karneval in Rio. Auch traditionelle Volkstänze, die sich auch in ihrer brasilianischen Heimat aus der einstigen Einwandererzeit erhalten haben, wurden gezeigt und von einer Instrumentalgruppe begleitet. Selbst der traditionelle, aber bei uns schon etwas abgelutschte „Holzknechtmarsch“ kam recht volkstümlich zu Aufführungsehren und die in Dirndl und Lederhose gewandeten Tanzpaare einen Rundtanz und schneidigen „Plattler“ hinlegten, dass man sich auf einem salzkammergütlerischen Sommersaison-Heimatabend wähnte.
Fotos: Erwin Moser