Altbauer Josef Mayr machte mit Kurrentschrift geschriebene Dokumente für die Moderne wieder lesbar
Josef Mayr, der 92-jährige Altbauer vom „Braun in Schmidham“, hat in einem dreiviertel Jahr die Chronik der Pfarre Attnang-Hl. Geist aus der alten Kurrent-Schrift „übersetzt“ und mit dem PC abgetippt. Jetzt sind Texte aus dem 17. und 18. Jahrhundert selbst für moderne Augen wieder problemlos lesbar. Dutzende Seiten hat er so nicht nur vollgeschrieben – sondern sogar noch als „Zusatzservice“ mit Bildern, die ihm Pfarrer Alois Freudenthaler zur Verfügung stellte, ergänzt. „Die hab ich auch selbst eingescannt“, wie Mayr erzählt.
Eine mühevolle Arbeit, für die ihm die Pfarre kürzlich bei einem Gottesdienst offiziell gedankt hatte. Nur allzu oft hatte Mayr bei Texten vor 1840 mit den verschiedenen Handschriften zu kämpfen. „Ortsnamen schrieb man auch oft so, wie man sie aussprach.“
Aber auch Grundlegendes veränderte sich mit der Zeit: „Beispielsweise gab es da früher vier ‚s‘, später nur noch drei. Oder das ‚e‘ und das ‚n‘ schauen sich so ähnlich, dass man oft nur aus dem Zusammenhang weiß, welcher Buchstabe es sein kann“, war Mayer oft auf die Hilfe seiner großen Lupe angewiesen. Und selbst verstaubte Ausdrücke wie „abreichen“ galt es, erst wieder neu verstehen zu lernen.
Trotz aller Mühe hatte er es genossen, in der Geschichte der Pfarre schmökern zu können: „Es war oft so spannend, dass ich am Abend nicht aufhören konnte.“ Während die „Jungen“ wegen der frühen Stallpflichten schon schliefen, drang aus dem Zimmer des Altbauern so oft noch der Lichtschein in den Hof. In seinen nächtelangen Sitzungen erfuhr er dann so Kuriositäten, dass es beispielsweise einst einen Galgen in Puchheim gab.
Wer den ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde Pilsbach besucht, der sieht gleich: Es ist nicht die typische Wohnung eines Altbauern. Tauchen überraschend Leute auf, kann es schon vorkommen, dass der 92-Jährige erst mal sein i‑Pad vom Küchentisch räumen muss.
„Wenn ich schnell was wissen möchte, dann ist das ganz praktisch“, erklärt er seine Liebe zum handlichen Apple-Produkt. Aber auch seine Tageszeitung liest er schon lieber digital. Suchmaschinen wie „Google“ zählen mittlerweile so selbstverständlich zu seinem Werkzeug, wie seinerzeit Traktor und Mistgabel. Der dicke, alte Brockhaus verstaubt ebenso in seiner weißen Schutzhülle im Regal. „Wikipedia“ heißt die neue Wissensquelle des Mannes, dessen erste Gehversuche am PC er im zarten Alter von 75 Jahren unternommen hatte.
Damals wagte er gemeinsam mit seinem Enkel Robert den Aufbruch zum digitalen Ufer. Auch holt er sich von ihm noch gerne Rat, wenn Bilder in einem Word-Dokument nicht so wollen, wie er sich das vorstellt. Josef Mayrs Zugang zu neuen Gebieten in der Informatik ist ebenso erwähnenswert: „Einiges am PC bringe ich mir auch selbst bei, weil ich lange Gebrauchsanleitungen nicht mag.“