91. Lange Wettfahrt 2019
Yardstickregatta — Lange Wettfahrt um das Blaue Band vom Attersee um den Burgau-Pokal
Bei wechselnden Winden war es am 3. August in diesem Jahr eine „kurze“ Lange Wettfahrt am Attersee
Mit 94 teilnehmenden Booten wurde zwar die angestrebte 100 Boote Marke nicht erreicht, dennoch ist diese Regatta die teilnehmerstärkste Regatta am Attersee. Sie zählt gemeinsam mit dem Attersee-Grand-Prix, der 12 Stunden Regatta und den 24hours vom Attersee zur „Long-Distance-Challenge“
Die Wettervorhersage prophezeit Regen, was einige Mannschaften dazu veranlasste dann doch nicht an den Start zu gehen. Das war ein Fehler. Es war eine der wirklichen denkwürdigen Langen Wettfahrten – der Großteil des Feldes war nach rund 5 Stunden zuhause ¬ anstatt sonst nach acht oder neun.
Der Start erfolgte bei Westwind ¬ das Feld zog sehr dynamisch gegen Süden. Bald setzte sich eine Spitzengruppe ab. Starke Regen setzte ein und verlangte den Seglern einiges ab. Überraschend war, dass der Regen den Wind nicht wegspülte. Bei überschaubaren Sichtverhältnissen ging es weiter Richtung Süden.
Mit dem Regen-Ende kämpfte der West mit dem Südwind um die Vorherrschaft. Zu dieser Zeit fuhr der führende Pulk fuhr bereits in die Bucht von Burgau ein. Die Segler, die zu früh auf den Südwind setzten, und sich am östlichen Ufer orientieren blieben dort hängen. Als der vordere Teil des Feldes die Boje im Süden rundete, setzte sich der Südwind durch. Die Boote, die sich nun am Ostufer orientierten hatten, bekamen mehr Wind und wurden mit einer rund 10 bis 20 prozentig höhere Bootsgeschwindigkeit belohnt. Es ist eine Seltenheit, dass wenn das Feld von Burgau nach Kammer, respektive von Süden nach Norden fährt, Südwind weht. Dass hat zur Folge, dass die Boote ihre Spinnaker und Gennaker auspacken. Es war ein beeindruckendes und wirklich seltenes Bild – über 70 Schiffe mit ihren bunten „Blasen“ die sich Richtung Norden aufmachten.
Als die ersten 30 Schiffe nach Kammer – den nördlichen Wendepunkt – kamen, verließ die Sonne die Kraft und damit vertrieb der Westwind wieder den Südwind. Damit waren die Segler noch einmal gefordert. Es hieß, bei drehenden Winden, wieder aufzukreuzen nach Attersee. Die Reihenfolge in der vorderen Gruppe wurde nochmal ordentlich durcheinander gewürfelt.
Die komplizierten Verhältnisse hat die Mannschaft der Sonderklasse Fima am besten im Griff, die mit einem Einlauf als Fünfte den Sieg nach berechneter Zeit für sich entscheiden konnte. Den Sieg nach gesegelter Zeit holten sich die Brüder Eitziger auf einem Tornado. Sie benötigten für die Seerunde drei Stunden, 12 Minuten und 53 Sekunden und verfehlten die Bestmarke von Andreas Hagara auf dem M2 aus dem Jahr 2010 nur um 55 Sekunden
Der Burgau-Pokal für das schnellste Kielboot nach berechneter Zeit ging ebenso wieder Gesamtsieg an die Sonderklasse Fima.
Den Olympia-Pokal für das schnellste olympische- oder ehemals olympische Kielboot gewann Günther Lux (UYCAs), der die Seerunde alleine auf seinem Star absolvierte.
Das Event brachte sowohl junge, als auch erfahrene Segler an den Start. Sie traten auf neuen Konstruktionen, sowie auf teils über 100 Jahre alten Booten an, um den Rekord zu brechen.
Die Lange Wettfahrt entschied auch über den Sieg in der „Long-Distance-Challenge“ – der an Christian Wendl (UYCAttersee) ging. Zweiter wurde Gerald Truttenberger (SCKammersee) und dritter Matthias Poell (UYCAs). Alle drei haben auch hervorragende Ergebnisse bei den Events Attersee Grand Prix und der 12 Stunden Regatta erzielt und sind würdige Sieger.
Hintergrund:
Bei der Langen Wettfahrt handelt es sich um ein jährlich wiederkehrendes Großevent. Die erste Lange Wettfahrt mit dem traditionellen Kurs Yachtclub-Kammer-Burgau-Yachtclub (oder umgekehrt fand 1904 statt. Aufgrund einiger Jahre kriegsbedingter Pause, wurde heuer zum 91. Mal die Lange Wettfahrt im Union-Yacht-Club Attersee gesegelt. Die Lange Wettfahrt ist damit die mit Abstand traditionsreichste Langstreckenregatta. Die „Centomiglia“ am Gardasee und die „Rund Um“ am Bodensee gibt es seit 1951 heuer jeweils zum 69. Mal, die „Bol d´Or“ am Genfersee zum 81. Mal seit 1939.
Der Rekord für die nicht ganz 20 Seemeilen (gut 30 km) lange Strecke, wurde 2005 von Günther Zieher, auf einem 18-Footer, auf drei Stunden vierzig und 2008 von Stefan Knoll, mit einem Tornado, auf drei Stunden siebzehn verbessert. Der derzeit gültige Rekord von drei Stunden elf Minuten und achtundfünfzig Sekunden wird von Andreas Hagara gehalten, der diesen 2010 mit dem Katamaran M2/Ventilo aufgestellt hat.
Auch die diesjährige Atterseewoche – Austrian Classics von 30. Juli bis 4. August 2018 war von wechselnden Wetterverhältnissen und ebensolchen Winden geprägt. Es gab so viele Teilnehmer wie noch nie!
Doch Schritt für Schritt: Es nahmen 43 Boote mit mehr als 140 Seglern an der diesjährige Atterseewoche – Austrian Classics teil. Das Besondere an dieser Veranstaltung: Mehr als die Hälfte der angemeldeten Boote sind älter als 100 Jahre. Besondere Aufmerksamkeit gilt natürlich den Sonderklassen, die durch ihre Größe, ihre Vielfalt an Formen einer Konstruktionsklasse immer wieder aufs Neue beeindrucken. Bezeichnend für dieses Serie ist auch, dass immer mehr Top-Segler aus anderen Klassen auf die wunderschönen alten Schiffe steigen, dementsprechend hoch ist das Niveau der Wettkämpfe. Und die Zuschauer dürfen immer wieder überrascht sein, mit welchen Nachdruck diese alten Boote gesegelt werden – als wären es kleine Jollen ohne großen Wert.
Beim Start der Atterseewoche – Austrian Classics konnte sich der Wettergott noch nicht für einen bestimmten Wind entscheiden. Und die Boote blieben im Hafen. Am Mittwoch sah die Sache ganz anders aus. Mit dem Tiefdruck kam auch der Westwind. Für die Boote hieß das Auslaufen. Es konnten drei Wettfahrten gesegelt werden. Westwind zählt am Attersee zu den schwierigsten Verhältnissen, da der Wind sehr böig und auch drehend ist. Das Wichtigste ist hier eine gutes Auge um den Wind auf dem Wellen des Wassers lesen zu können. Am besten konnte das an diesem Tag scheinbar die Mannschaft auf der Sonderklasse Fima, die am Mittwoch mit zwei Tagessiegen den Grundstein für ihren Gesamtsieg legt.
Offensichtlich hatte sich der Wind am Mittwoch verausgabt. Donnerstag hielt das Wetter bei Sonnenschein still und holte Kraft für Freitag. Der Freitag begann wechselhaft und der Wind am See war eher löchrig – nicht durchgehend. Für die Segler hieß das weiter warten. Über den Tag wurde der Wind konstanter und das Wettfahrtkomitee unter Wettfahrtleiterin Antonia Werkgartner entschloss sich die Boote auslaufen zu lassen.
Während der Wartezeit dürfte der Energielevel und die Ungeduld der Segler neue Höhen erreicht haben. Beim Start waren fast alle auf der Linie! Der Sieg ging an Michael Müller auf der 20m² Rennjolle. An diesem Tag zeigte auch das Damen-Team rund um Valentina Richter auf der Sonderklasse Hagen auf. Die jungen Frauen beindruckten mit ihrem einwandfreien Handling und seglerischem Können auf dem über zwei Tonnen schweren mit 50m² Segelfläche ausgestatteten Boot., dass den Seglern auch an einiges an Kraft abverlangt.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Langen Wettfahrt – lesen Sie dazu in der gesonderten Pressemeldung anbei. Am Sonntag wurde dann traditionell eine Wettfahrt auf klassischen Kursen gestartet. Der Wind zeigte sich von seiner zarten Seite. So musste sich das Wettfahrtkomitee für eine Verkürzung entscheiden. Auch diese Wettfahrt entscheid die Mannschaft der Fima für sich.
Hintergrund:
Die Atterseewoche – Austrian Classics ist ein jährlich wiederkehrendes Großevent am Attersee, mit einer mittlerweile 131-jährigen Tradition. Bereits 1887 – ein Jahr nach Gründung des Union-Yacht-Club Attersee – fand die erste Atterseewoche statt. Die Segler messen sich sowohl bei reinen Klassen- sowie Yardstickregatten. Startberechtigt sind nur Holzboote, die vor 1975 gebaut sind.
Foto: „Sport Consult, Gert Schmidleitner“