Am vergangenen Wochenende verwandelte sich das Schloss Ort in Gmunden in eine bunte Bühne für internationale Kunst. Beim bereits fünften „Kunstspazierer“ brachte der Kunstverein Gmunden unter der Leitung von Matthias Kretschmer erstmals mexikanische Künstler an den Traunsee.
Namhafte Künstler aus der Region Gmunden zeigten bei dieser Ausstellung einmal mehr, dass nicht nur Kunst zu Gmunden, sondern auch Gmunden zur Kunst gehört.
Kunst aus zwei Welten – ein Ereignis voller Kontraste
Bei strahlendem Sonnenschein und bester Stimmung präsentierte sich der „Kunstspazierer“ als echter Publikumsmagnet. Das Motto „Das Ungesehene“ wurde dabei eindrucksvoll mit Leben gefüllt: Zum ersten Mal stellten Gäste aus Mexiko gemeinsam mit regionalen Künstlern ihre Werke aus. Für viele Besucher war die Begegnung mit dieser Art von Kunst völlig neu. „Man spürt förmlich, dass diese Bilder Geschichten erzählen, die wir sonst nie zu Gesicht bekommen hätten“, meinte eine Besucherin begeistert.
Die Künstlergruppe Subterráneos aus Oaxaca stand im Zentrum des diesjährigen Highlights. Mit ihren kraftvollen, großformatigen Grafiken werfen sie einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Missstände. Themen wie soziale Ungleichheit, indigene Identität und Ausgrenzung werden visuell aufgeladen und mit starker Symbolik inszeniert. Besonders beeindruckend war die Serie, die Straßenszenen aus Mexiko mit der Aura historischer Figuren verbindet.
Das Kollektiv Subterráneos betreibt in Mexiko die „Casa Subterránea“ – ein Ort, der Werkstatt, Galerie und Schule zugleich ist. Junge Talente erhalten dort nicht nur künstlerische Ausbildung, sondern auch die Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt mit Kreativität zu sichern. Der Ursprung vieler Ideen liegt in der Volksbewegung von 2006, die bis heute künstlerische Ausdrucksformen in Oaxaca prägt.
Auch die heimischen Künstlerinnen und Künstler standen dem internationalen Besuch in nichts nach. Die literarische Stimme kam von Angelika Toma, deren Lesung dem Spaziergang zusätzliche Tiefe verlieh. Dazu spielte das Jazz-Ensemble Schablonski, das dem Schlossinnenhof einen ganz eigenen Klangteppich schenkte.
„Diese Kombination aus regionalem Können und internationalem Austausch ist einfach einzigartig“, sagte eine ausstellende Künstlerin beeindruckt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Resonanz beim Publikum durchwegs positiv war.
Die bildstarken Werke wirkten wie Fenster in andere Welten: Stiermasken in düsteren Gassen, indigene Ahnen über moderne Skylines, geballte Farbexplosionen auf rauem Papier. Infolgedessen entwickelte sich der Spaziergang nicht nur zum Kunstgenuss, sondern auch zu einem Ort des Dialogs zwischen Kulturen.
Die Gastkünstler Eric Pozos, Damian Jimenez, Misael Becerril aus Oaxaca greifen die Thematik mit geschichtlichen Figuren, Wesen aus der indigenen Folklore, aber auch mit anonymen Menschen in typischen Straßenszenen auf.
Zudem wurde deutlich, wie viel Potenzial in der Verbindung von traditioneller Grafik und zeitgenössischer Wandmalerei steckt. Wieder ein starkes Zeichen der Gmundner Kunstszene. Das Team des Kunstvereins bewies erneut Mut zur Innovation und ein feines Gespür für besondere Kooperationen.
Nach diesem Erfolg darf man mit Spannung auf das kommende Jahr blicken. Wer 2026 dabei sein wird, bleibt offen – doch die Latte liegt hoch.
Starke Kunst, klare Botschaften und ein Traunsee in Bestform – Gmunden hat erneut gezeigt, was kulturell möglich ist. Zwei Kontinente, ein Ziel: Kunst sichtbar machen.