Im Zusammenhang mit dem Sozialprojekt „Die Brücke“ hat der Bezirksstellenausschuss der Wirtschaftskammer Vöcklabruck in seiner jüngsten Sitzung sehr intensiv über die Fakten und Ergebnisse dieses mehr als 20-jährigen Projekts diskutiert.
In der derzeitigen medialen Diskussion um das Gasthaus „Zur Brücke“ möchte die WKO in einem offenen Brief einige Fakten richtig- bzw. klarstellen.
Es wurden in den vergangenen 20 Jahren rund 700 langzeitarbeitslose Frauen und Männer in diesem Sozialprojekt jeweils neun Monate lang beschäftigt. Das heißt aber keineswegs, dass diese 700 Menschen dadurch nachhaltig Arbeit gefunden haben – ganz im Gegenteil. Nur rund 8%(!), das sind 50 bis 60 Personen, hatten drei Monate nach der „Brücke“ eine Beschäftigung – die meisten von ihnen NICHT in der Gastronomie. Nach einem Jahr ist diese Quote noch wesentlich geringer und nur sehr, sehr wenige Menschen haben durch ihre Beschäftigung in der „Brücke“ langfristig eine Arbeit bekommen. Daher von der „Brücke“ als Platz zur Ausbildung bzw. Vorbereitung für eine Arbeit in der Gastronomie zu sprechen, entspricht nicht den Tatsachen.
Auch wenn in der Gastronomie und Hotellerie im Bezirk Vöcklabruck sehr intensiv, ja fast schon verzweifelt nach MitarbeiterInnen gesucht wird, hilft das Projekt „Brücke“ in diesem Bereich aus Sicht der Wirtschaft nicht weiter. Zahlreiche Gastwirte haben versucht, MitarbeiterInnen aus der Brücke zu rekrutieren, was zumeist am Nicht-Wollen der Betroffenen scheiterte.
Die Beschäftigung der jeweils 17 Frauen und Männer für neun Monate kostet dem AMS und dem Land OÖ mehr als 500.000 Euro an Steuergeldern pro Jahr. Aus Sicht der Wirtschaft und aus Sicht der WKO als Vertretung der Arbeitgeber im Bezirk kann dieses Steuergeld anderswo mit Sicherheit besser und effizienter zur Qualifizierung von arbeitslosen MitarbeiterInnen eingesetzt werden. Daher sehen wir es als Pflicht des Bezirksstellenausschusses an, hier Transparenz zu schaffen und Fakten zu kommunizieren.
Ziel des Projektes war es, langzeitarbeitslose Menschen auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten – doch das ist als gescheitert anzusehen. Das Ende des Projektes liegt daher weder an Einsparungsmaßnahmen noch an der Politik. Aus Sicht der Wirtschaft sind wir überzeugt davon, dass es wesentlich bessere Maßnahmen für den ersten Arbeitsmarkt gibt, die der Würde der arbeitslosen Menschen entsprechen. Gerne unterstützen wir von Seiten der WKO neue Projekte.
Freundliche Grüße, die Mitglieder des Bezirksstellenausschusses der WKO Vöcklabruck.
HERBERT HAUMTRATZ hat vollkommen recht.
Würden die Gastbetriebe Löhne bezahlen die für ein normales Leben ausreicht, fände sich genügend Personal. Zufriedenes Personal ist Gold für die Betriebe aber das begreift die WKO nicht oder will es nicht begreifen. Für sie ist nur der Gewinn wichtig. Wie die Menschen mit niedrigen Kollektivlöhnen leben müssen ist für die WKO bedeutungslos Hauptsache ihre Klientel streicht den Gewinn ein und jammert bei Kollektivverhandlungen
Sehr geehrte Mitglieder des Bezirksstellenausschusses der WKO Vöcklabruck,
das Nicht-wollen der Betroffenen nach Abschluss der “Ausbildung” in der “Brücke” hängt sicherlich damit zusammen, dass die rekrutierenden Gastwirte ebenfalls nur den Mindest- resp. Kollektivlohn in Aussicht gestellt haben. Und damit kann man in Österreich nirgends ein durchschnittliches Leben führen und schon gar nicht die Kosten für den Arbeitsweg resp. Auswärtsübernachtungen aufbringen. Das werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die Betroffenen schon während ihrer Tätigkeit in der “Brücke” festgestellt haben. Also meine Damen und Herren Gastwirte und WKO-Funktionäre, bietet mal einen lebensfähigen Lohn an, dann wird es auch ausreichend Personal für die Gastronomie geben. Ergänzend weise ich darauf hin, dass in einem angrenzendes Land der Mindestlohn in der Gastronomie das Dreifache der österreichischen Mindest- und Kollektivlöhne ist. Tatsächlich liegt der “ortsübliche Lohn” noch erheblich darüber, wobei dort die Hotelpreise erheblich unter den Österreichischen liegen. Mitarbeiter in Österreich zu Mindest- und Kollektivlöhnen zu beschäftigen ist unter Berücksichtigung der tatsächlichen Lebenshaltungskosten als “Ausbeutung” zu betrachten.
Nicht recht viel anders dürfte es sich bei der “Aktion 20 000” verhalten haben. Die Leute werden sprichwörtlich mit Steuergeld in diese Placebo-Beschäftigungen hineingeschlagen.