Wer seinen Job verliert und keine Berufsausbildung hat, hat es wesentlich schwerer, wieder eine Arbeit zu finden. Das bestätigen aktuelle Arbeitsmarktstatistiken.
Und der Trend wird sich angesichts der demografischen Veränderungen in den oberösterreichischen Bezirken hier noch verstärken, sind sich Helmut Scherndl vom AMS Vöcklabruck und Dr. Martina Obermaier, AK-Bezirksstellenleiterin, einig. Deshalb engagieren sich beide für mehr Vernetzung von Beratungs- und Jugendbeschäftigungsangeboten im Bezirk. Gemeinsames Ziel: bessere Chancen und mehr Perspektiven für die Jugendlichen am Arbeitsmarkt.
Bis zum Jahr 2015 soll der Anteil der Jugendlichen ohne Ausbildung unter 10 Prozent gesenkt werden. So das ambitionierte strategische Ziel im oberösterreichischen Pakt für Arbeit und Qualifizierung. Dass dieses annähernd erreicht werden kann, dafür braucht es gemeinsame Anstrengungen aller Akteure am Arbeitsmarkt.
„Und darüber hinaus brauchen wir Jugendliche, die eine weiterführende Schule oder eine Lehre absolvieren wollen, und genauso Betriebe, die den Jugendlichen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht unbedingt den Idealvorstellungen entsprechen, eine Chance geben“, betont Obermaier. Hier gilt es anzusetzen, wie die aktuelle AMS-Statistik aus dem Bezirk zeigt.
„223 gemeldete Lehrstellen stehen derzeit 104 sofort und nicht sofort verfügbare Lehrlingen gegenüber“, zitiert Helmut Scherndl aus der aktuellen AMS-Statistik von Ende Juni. Nimmt man die 125 Jugendlichen unter 19 Jahren noch dazu, die derzeit in einer Schulung oder einem Projekt sind, weil sie noch Nachreifung und Förderung zur Erlangung bestimmter Kompetenzen brauchen, dann käme auf eine offene Lehrstelle auch in etwa ein oder eine Lehrstellensuchende.
Trotzdem klagt die Wirtschaft zunehmend, keine geeigneten Lehrlinge mehr zu finden. Gründe dafür gibt es mehrere. Zum einen stimmt der Lehrstellenwunsch oft mit der angebotenen Lehrstelle nicht überein. Zu wenig Bereitschaft, eine Lehre abseits der klassischen Frauen- und Männerberufe, zu denen Friseurin, Einzelhandelskauffrau und Sekretärin genauso zählen wie Mechaniker, Installateur oder Maschinenbautechniker, zu wählen, ist hier zu orten. Zum anderen oft auch zu wenig Mobilitätsbereitschaft. Ein paar Kilometer zu einer Lehrstelle zu fahren, ist oft ein unüberwindbares Problem.
Und dann gibt es auch immer wieder Betriebe, die zwar Nachwuchs suchen, aber bei den Jugendlichen mit schlechteren Zeugnissen gröbere Defizite vermuten und ihnen deshalb keine erste Chance geben.
„Hier ist für die nächsten Jahre akuter Handlungsbedarf,“ sagt Helmut Scherndl. Damit diese Kluft kleiner wird, unterstützen AMS und Bundessozialamt mit unterschiedlichsten Förderungen, Beratungsangeboten, Kursen, Schulungen und Projekten. Wichtig ist auch, Eltern und Schulen ins Boot zu holen und dort für die Bedeutung von Berufsorientierung zu sensibilisieren.
Es ist nicht einfach, in der Fülle von weiterführenden schulischen Angeboten und Lehrberufen die richtige Wahl zu treffen oder das richtige Unterstützungsangebot zu finden. Um Klarheit und Transparenz in der Fülle der Angebotslandschaft herzustellen, lädt die AK-Bezirksstelle Vöcklabruck seit zwei Jahren immer wieder zum Informationsaustausch ein. „Angebote gibt es viele und sehr gute. Das, was wir hier vor Ort konkret tun können, ist, immer wieder alle zusammen zu holen, Transparenz herzustellen, Informationsflüsse möglich zu machen und den Trägern und Arbeitsmarktakteuren eine Plattform zum Austausch und gemeinsamen Wissensaufbau zu bieten“, begründet Dr. Martina Obermaier das Engagement.
Im Dialog in der AK-Bezirksstelle werden zum Beispiel genau aus dem Grund auch immer wieder Berufsorientierungsseminare angeboten. „Die richtige Wahl ist entscheidend für eine erfolgreiche Lebens- und Arbeitsbiografie“, ist sich die Juristin sicher. Transparenz steht deshalb auch im Mittelpunkt des Oberösterreich weiten Kooperationsprojekt „Netzwerk.Jugend.Beschäftigung“ von AKOÖ und Bundessozialamt. Mit einer oberösterreichischen Koordinationsstelle am Übergang von der Schule in die Arbeitswelt sollen Schnittstellen sichtbar und koordiniert werden und in Zukunft Doppelgleisigkeiten besser vermieden werden können.
Die regionalen Jugendnetzwerke — auch jenes in Vöcklabruck — sind in die Oberösterreich weite Vernetzung eingebunden. Dadurch kann der Infofluss aus den Regionen sichergestellt und die Expertise und das Wissen der Regionen in die oberösterreichische Arbeitsmarktentwicklung im Jugendbereich einfließen.