Tiefe Einblicke in die Welt des “Objekt 21” gab ein Deutscher Zeuge im Wiederbetätigungsprozess rund um das rechtsextreme Netzwerk „Objekt 21“ aus dem Bezirk Vöcklabruck heute Donnerstag im Landesgericht Wels. Etliche Zeugen mussten vor den Richtern, dem Staatsanwalt und den Geschworenen aussagen.
Die meisten Zeugen stammten aus dem Umfeld der sieben Angeklagten. Sie schilderten weitgehend übereinstimmend die einschlägigen Wandmalereien und Liederabende, stellten aber politische Agitation des Vereins in Abrede. Einer berichtete, man habe die Polizei bei einer Hausdurchsuchung eine Stunde lang nicht hereingelassen und in der Zwischenzeit belastendes Material versteckt.
„Schämt er sich für seine Aussage?“
Der Deutsche, der aus der rechten Szene kommt, aktuell nicht rechtskräftig verurteilt in Haft sitzt und schon einige Zeit in Gefängnissen zugebracht hat, gab tiefe Einblicke in die Welt des „Objekt 21“. Als er aussagte, mussten die Angeklagten den Saal verlassen. Einer der Beschuldigten ließ daraufhin ein „Schämt er sich für seine Aussage?“ vernehmen.
Der Zeuge berichtete dann unter anderem von einer Hausdurchsuchung durch die Polizei: Demnach hätten die „Objekt-21“-Leute einfach die Türe zugesperrt und die Beamten eine Stunde lang nicht hereingelassen. In der Zwischenzeit seien die einschlägigen Dekoelemente hinter Wandpaneelen versteckt worden. Die Polizei habe, als man ihr dann Zutritt gewährte, nichts gefunden.
Runen-Tattoos: „Man musste Kriminelles machen“
Der Deutsche gab auch Details über Runen-Tattoos, die einige Angeklagte tragen, preis. Sie hätten das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. An den Motiven sei abzulesen gewesen, wer welche Position innegehabt habe. So seien die Runen normalerweise schwarz gewesen, wenn rot dabei war, sei der Betreffende höher in der Hierarchie gestanden. Die beiden Hauptangeklagten tragen derartige rote Motive. Einem von ihnen seien „Leute in den Arsch gekrochen, vermutlich ist es ihnen um Geld gegangen“.
salzi.aktuell — Nachrichten vom 24.10.2013
Die Runen hätten nichts mit dem „Objekt 21“ an sich zu tun, „das war vielmehr eine Art Bruderschaft“. Man habe sich die Zeichen verdienen müssen. „Man musste kriminelle Sachen machen, beweisen, dass man bereit ist, für die Gruppe alles zu geben“, erklärte er. Auf die Frage eines Verteidigers, ob es politische Agitation oder Werbeaktionen gegeben habe, antwortete er: „Die Gruppe hatte keine Kontakte zu anderen, aber Einzelne sehr wohl.“
Liedermacher verkaufte Nazidevotionalien
Die anderen Zeugen, die am Vormittag befragt wurden, schilderten ebenfalls übereinstimmend die Raumgestaltung mit einer „Schwarzen Sonne“, germanischen Götterbildern — „das ist eine Glaubensrichtung“, so einer der Befragten — und Nazisprüchen. Auch eine Geburtstagsfeier für Adolf Hitler und rechte Liederabende wurden bestätigt. Unter anderem soll ein einschlägiger Liedermacher, der nebenbei auch Nazidevotionalien verkauft habe, zu Gast gewesen sein.
Text: ooe.orf.at